Kommentar Mario Ohoven und Oliver Grün

Deutschland befindet sich im digitalen Notstand!

12. September 2017, 11:58 Uhr | Redaktion: Stefan Adelmann
Mario Ohoven, Präsident des Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW)
© BVMW

Mario Ohoven (BVMW) und Oliver Grün (BITMi): Deutschland ist aktuell kein Standort der Zukunft. Die Schlüsselfaktoren der Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung, wurden aktiv vernachlässigt – zum Schaden der deutschen Wirtschaft.

Nachdem wir die erste Halbzeit der digitalen Revolution mit Google,  Facebook, Uber und Airbnb verschlafen haben, geht es nun in der zweiten Halbzeit um die produzierende Wirtschaft – den Kern des deutschen Erfolgsmodells. Wachen wir jetzt nicht auf und handeln, gefährden wir unsere Zukunft!

Deutschland wird beim Breitband abgehängt

Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2018 eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandanschlüssen von mindestens 50 Megabit pro Sekunde zu erreichen, ist viel zu niedrig gegriffen. Wir müssen weiterdenken. Es geht um die Gigabit-Gesellschaft. Insbesondere der Ausbau des deutschen Glasfasernetzes bis in die Gebäude muss dabei Priorität haben! Deutschland ist mit etwa 1,5 Prozent Glasfaseranteil im Gegensatz zum EU-Durchschnitt mit 15 Prozent absolutes Schlusslicht in Europa.

Der Mittelstand wird arbeitsunfähig gemacht

Die im neuen Haushaltsplan vorgestellten 4,4 Milliarden für den Breitbandausbau in den nächsten vier Jahren sind ein Tropfen auf den heißen Stein, zweistellige Milliardenbeträge wären nötig. Der Leidtragende des schleppenden Breitbandausbaus ist der deutsche Mittelstand. Mit der vielerorts schlechten digitalen Infrastruktur wird er praktisch arbeitsunfähig gemacht und von Innovationen ausgeschlossen.

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Oliver Grün, Präsident des BITMi
© BITMi

Daten als Chance begreifen

Neben der richtigen Infrastruktur brauchen wir rechtliche Rahmenbedingungen, die den Chancen der Digitalisierung und Datennutzung gerecht werden. Eine Orientierung auf Datenschutz mit Blick auf die Risiken allein ist nicht zeitgemäß, vielmehr muss man die Datenökonomie als Möglichkeit begreifen. Diskussionen in Deutschland verlieren sich aber in Ausnahmeregelungen und im Kleinklein. Unsere Schockstarre wird diese Entwicklung nicht aufhalten. Wenn wir die Daten nicht nutzen, dann tun es andere und sie tun es schon längst, denn Daten sind der Rohstoff der Zukunft!

Raus aus der Kreidezeit

Digitalisierung in Deutschland kann nur funktionieren, wenn wir genügend Fachkräfte haben, die den Wandel leben. Das beginnt an den Schulen. Hier ist die digitale Ausstattung schlecht, es gibt kaum Konzepte zur Integration digitaler Themen und Instrumente in den Lehrplänen. Es ist es notwendig, „Digitalkunde“ schon in die Grundschule zu integrieren. Die Aus- und Weiterbildung muss auf Grundkenntnissen aufbauen können, die bereits in den allgemeinbildenden Schulen vermittelt und in den beruflichen Schulen gefestigt und vervollständigt werden.

Um diese Themen auch gegenüber der Politik weiter voranzutreiben, ist der Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi) mit seinen über 1.500 mittelständischen IT-Unternehmen nun der vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) geführten Mittelstandsallianz beigetreten. Hier kommen branchenübergreifend mittelständisch geprägte Verbände zusammen und vertreten damit mehr als zehn Millionen Arbeitnehmer und über 530 000 Unternehmen in Deutschland.


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